Von Arkadius Schier und Timo Erler | Fraunhofer IML – Ein Ansatz der Vision der Social Networked Industry ist es, soziale Netzwerke als organisatorische Plattform für Mensch und Technik zu nutzen. Wichtig für die Kommunikation von Mensch und Maschine über solche Netzwerke ist ein gemeinsames Verständnis von Informationen.

In der heutigen Gesellschaft ist Vernetzung ein wesentlicher Faktor. Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und Xing verbinden Menschen miteinander. Aber auch in Unternehmen nimmt die Vernetzung einen immer höheren Stellenwert ein: Soziale Netzwerke ermöglichen es den Beschäftigten, Wissen effizient zu teilen. Ein Beispiel aus dem Kommunikationsbereich ist das Social Intranet, das den Mitarbeitern als Weiterentwicklung des klassischen Intranets heute eine echte Arbeitsplattform bietet. Damit fungiert ein soziales Netzwerk prinzipiell als Informationsverteilzentrum. Die Teilnehmer teilen Informationen – zum Beispiel aktuelle Aufgaben.

Mensch und Technik benötigen ein gemeinsames Verständnis von geteilten Informationen.

Welche Herausforderungen aber gilt es zu meistern, wenn ein soziales Netzwerk als organisatorische Plattform für die Kommunikation zwischen Mensch und Technik realisiert werden soll? Für den Menschen ist es möglich, Informationen (zum Beispiel in einem Text) in einen semantischen Kontext zu setzen. Für Maschinen und IT-Systeme ist es dagegen notwendig, diese Metadaten an die eigentliche Nachricht anzuhängen. Beispiel: Auf einem Lieferschein kann der Lieferant eine postalische Adresse identifizieren, da er das Muster aus Name/Firma, Straße und Stadt kennt. Eine Maschine hingegen benötigt Zusatzinformationen, um eine Adresse als solche erkennen zu können und diese entsprechend zu verarbeiten. Dies zeigt, dass ein gemeinsames Verständnis der geteilten Informationen eine notwendige Voraussetzung ist.

Soziale Netzwerke brauchen ein Informationsmodell

Informationen inklusive der Metadaten werden grundsätzlich in einem Informationsmodell festgehalten. Dieses wird in das soziale Netzwerk implementiert und dort verwendet. Die Informationen können sich allerdings mit der Zeit ändern. Deshalb ist ein kollaborativer Ansatz zur kontinuierlichen Fortführung des Informationsmodells notwendig. Dieses muss anhand von IT-Lösungen, wie einem Wiki, dokumentiert und diskutiert werden. Die kollektive Dokumentation unterstützt dann das gemeinsame Verständnis, das Resultat der Diskussionen kann in die Weiterentwicklung des Informationsmodells einfließen.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Anbindung von Maschinen, Smart Devices und IT-Systemen an das soziale Netzwerk:

  • Das soziale Netzwerk ist auf den Menschen ausgelegt und bietet ihm ein Profil, in dem er eine virtuelle Entität erstellen kann. Analog müssen auch Maschinen über eine virtuelle Entität an das Netzwerk angebunden werden. In einem Profil einer Maschine können zum Beispiel der aktuelle Status einer Aufgabe oder die dafür verantwortlichen Personen angezeigt werden. Über die Profile wird es möglich, dass Menschen und Maschinen sowohl physisch als auch virtuell interagieren und miteinander kommunizieren können.
  • Das Smart Device unterstützt den Menschen bei seinen Aufgaben und bereitet die Informationen individuell für die Person auf. Ein Mensch kann sich über ein Smart Device – ob Tablet oder Datenbrille – am Netzwerk anmelden und erhält die benötigten Informationen. Eine virtuelle Entität für ein Smart Device ist nicht zwingend notwendig.
  • Neben den Maschinen und Smart Devices müssen auch IT-Systeme angebunden werden. Das soziale Netzwerk fungiert als Informationsverteilzentrum und kann sich so in eine existierende IT-Landschaft einbetten. IT-Systeme können sowohl als Unterstützer des Menschen als auch als virtuelle Entitäten im sozialen Netzwerk fungieren.Für die Anbindung von Technik ist es notwendig, Schnittstellen zwischen dem sozialen Netzwerk und Maschinen, IT-Systemen und Smart Devices zu schaffen. Diese ermöglichen den Informationsaustausch der Netzwerkteilnehmer und müssen daher auf dem Informationsmodell basieren. Anhand des Informationsmodells werden Informationen ausgewählt, die der jeweilige technische Teilnehmer benötigt und verteilt. In den Schnittstellen wird geregelt, welche Informationen geteilt und empfangen werden. Eine weitere Herausforderung ist es, die Informationen zu verteilen – im richtigen Format, mit den richtigen Teilnehmern.

Dortmund, November 2017


Über die Autoren

Dipl.-Inform. (FH) Arkadius Schier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, ist Projektleiter des Innovationslabors Hybride Dienstleistungen in der Logistik. Timo Erler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, ist im Innovationslabor Leiter des Themenbereichs »Social Networks«.